Ein leichtes Kopfnicken, ein kaum merkliches Augenzwinkern, das ist die subtile Einladung eines Mannes für eine Frau zum Tanzen. „Ein angedeutetes Lächeln, eine Geste der Zustimmung, so antwortet die Frau.“ (Sonja Abadi) Diese Konvention stammt aus der Zeit, in der sich Töchter „aus gutem Hause“, begleitet und abgeschirmt, doch „heimlich“ zu einem Tanz verabreden konnten. Ein überflüssiges Relikt angesichts unserer emanzipierten Gesellschaft? Der Vorteil liegt jedoch nicht in der Zustimmung, sondern in der Ablehnung: Möchte eine Frau nicht tanzen, so genügt ein einfaches Wegsehen und niemand verliert das Gesicht. (zitiert aus „Tango – Colecciones für Tanzende – fas(s)t alles“ von Guillermo Bruzzero & Ana Vela)
Was sich hier recht einfach anhört, ist auf mehreren Ebenen eine Herausforderung. Ich komme hier direkt in Kontakt mit meiner psychischen Struktur. Habe ich die Klarheit darin, was ich möchte? Wie gehe ich mit Ablehnung um? Was macht es mit mir, nicht gesehen oder gewählt zu werden? Kann ich Nein sagen? Welche Erwartungen habe ich? Wie verletzlich bin ich? Fühle ich in mir Verlassenheit oder Gelassenheit?
Nach meiner Erfahrung entfalten sich die schönsten Tänze, sie passieren und werden nicht „gemacht“, in einem Raum von innerer Freiheit und Vertrauen, das diesen Tanz zum Geschenk macht. Erwartungen und Absichten, Ängste und Unklarheiten machen diesen Raum eng und nehmen dem Tanz seine Leichtigkeit.
Und im Leben? Wie viel leichter gestalten sich Begegnungen im erwartungsfreien Raum? Wie viel Freiheit schenken wir unserem Gegenüber, wenn wir mit uns sein können und er oder sie sich nur als willkommene Zugabe zu meinem Lebensmenü und nicht als für mich lebensnotwendig erfahren kann? Und wie viel Freiheit schenken wir uns damit, wenn wir darin unser Vertrauen, unsere Unabhängigkeit und unsere Liebe spüren können?