An einem wunderschönen, sonnigen Herbsttag hatte ich ein Gespräch mit der Lärche am Waldrand. Sie schien mir traurig zu sein und ich fragte sie, was denn los sei. Schließlich berichtete sie mir zögerlich: „Ach, ich bin 1919 geboren und nun schon 100 Jahre alt, aber jedes Jahr das selbe. Alle anderen Nadelbäume stehen in voller Pracht, Kraft und Grünheit da, geben einen so schönen Kontrast zum Schnee und ich? Ich kann das einfach nicht. Meine Nadeln werden welk, fallen ab und machen nur Sauerei auf dem Waldboden. Außerdem fühle mich dann nackt, jeder sieht mein zartes Geäst und wahrscheinlich sieht mich keiner an. Aber okay, ist ja auch nicht so wichtig.“ Ich bat sie kurz zu warten, entfernte mich 100 Meter und kam mit einem Foto vom ganzen Waldrand zurück, auf dem sie wundervoll gelb und herausragend leuchtete. In der Zwischenzeit hatte sie sich noch mit einer englischen Tanne nebenan unterhalten, die ihr sagte: „Ach, Larch, ich beneide dich so um your beautiful colour and du musst nie die Schneelast tragen auf deine Nadeln“ … so erlangte die Lärche schließlich die Erkenntnis, dass sie wertvoll ist und bekam mehr Selbstvertrauen und Freude an ihrer Kreativität.
© Sylvia